Magische Orte, Bäume

Magische Orte, heilige Bäume
In einigen Kapiteln soll die Erinnerung geweckt werden an die wenigen »magischen« Plätze, die es auch in Düsseldorf gab, spirituell aufgeladene Örtlichkeiten, wie etwa die Rochus-Kapelle in Pempelfort, der »Krause Baum« in Angermund oder die Kapelle der Schwarzen Madonna in Benrath.

Über die Jahrhunderte wurden zudem an vielen Orten des heutigen Stadtgebietes zu besonderen Anlässen Bäume gepflanzt, die durch ihre Bestimmung exponiert sind und etwa als »Kaisereiche«, »Blutbaum« oder »Goethe-Gikgo« in diese Dokumentation aufgenommen wurden. Auch sie sind wertolle - und vor allem lebende - Zeugen historischer Ereignisse.


Vom Bildstock zum Dom
Undatierte Luftaufnahme aus dem Archiv der Rochuskirche. Der Rote Punkt markiert den ehemaligen Stadort der Rochuskapelle
Ein magischer Ort etablierte sich oft in ferner Vergangenheit. Not und äußerste Verzweiflung trieben unsere Vorfahren dazu, all ihre Hoffnung und Tröstung im Glauben zu suchen. So waren etwa zu Zeiten der verheerenden Pestepedemien keine anderen Hilfen zu finden, als das flehende Gebet und das Vertrauen in Gott. Stellte sich irgenwo ein »Wunder« oder eine spontane Heilung ein, so wurde dieser Ort magisch aufgeladen. So etwa durch jenen kleinen Bildstock, der als erste Markierung schon im 15. Jahrhundert einen Ort der Hoffnung auf göttlichen Beistand Im Bereich der heutigen Rochuskirche, fixierte. (Roter Punkt)
Sobald sich herumgesprochen hatte, dass an jener Stelle des öfteren Menschen von der Pest verschont  wurden, markierten die Bürger den »heiligen« Ort, zunächst mit einfachen Mitteln (Links: Erster Bilderstock um 1448).

Später wurden an diesem Platz im Laufe der Jahrhunderte immer größer ausfallende Kapellen erbaut, in denen die Bürger ihre Fürbitten an den Pestheiligen, den heiligen Rochus, richteten. Bald pilgerten auch Gläubige aus entfernten Gemeinden zu der magischen Stelle, in der Hoffnung auf Trost und Heilung.
Im Laufe der Zeit wurde die Rochuskapelle, die noch zu Zeiten Carl Theodors ziemlich einsam am Rande des kurfürstlichen Gartens von Schloss Jägerhof stand, immer dichter umbaut. Schlichte Gebäude wurden durch barocke Nachbauten ersetzt. Hier ca. 1848.
Die Expansion des heiligen Ortes fand schließlich ihren Höhepunkt im Bau der Rochuskirche (1897), die ob ihrer Monumentalität damals auch als »Dom« bezeichnet wurde. Der Ursprungsort der Heiligenverehrung, die kleine Rochuskapelle, musste später der Verkehrsplanung weichen. Nur eine Marmorstele am Ort erinnert heute noch an sie. Die Rochuskirche wurde, bis auf den Turm, durch Bombeneinwirkung 1943 zerstört.
»Magisch«, oder nur »romantisch«? Ein liebevoll gepflegter Ort der Kontemplation am Waldrand der Philipp-Scheidemann-Straße in Hellerhof. Historisches Wegekreuz aus dem Jahr 1854.

Unten: Im dichten Bewuchs verborgene Reste des Fundaments der »Zoo-Ruine« (um 1880) auf dem Hügel im Zoopark.
Unten: Die um 1750 gepflanzte »Niederheid-Kastanie«. Die mächtige Esskastanie gehört zum historischen Niederheider Hof, dessen Ursprünge im 13. Jahrhundert liegen sollen. Der »heilige« Baum steht heute am Rand des Kinderbauernhofes und einer Reitschule im Stadtteil Holthausen.
Der Zaubergarten
Romantik pur: Von Baumriesen  beschattet liegt die »Düsselnixe« auf ihrem Felsen. Als eines der ersten Kunstwerke wurde die verspielte Gruppe 1897  im Park des Malkastens installiert. Sie ist ein Geschenk des Bildhauers Gustav Rutz.
Der historische Malkastenpark ist die einzige Grünanlage in Düsseldorf, die man nur gegen Eintritt betreten kann.
Der noch im 18. Jahrhundert durch den Kaufmann Johann Conrad Jacobi angelegte Garten wurde später zum Park des Künstlervereins Malkasten, der seit 1860 hier Hausherr ist.

Zu den Besuchern des herrlichen Parkss gehörten prominente Zeitgenossen, u. a. Goethe, Wieland, Herder und die Gebrüder Humboldt.

Im Laufe der Zeiten wurde der Garten mit allerlei Kunstwerken ausgestattet, die heute in romantichen Situationen zu bestaunen sind.
Beispielhaft zwei der vielen qualitätvollen Skulpturen aus dem Malkastenpark: »Familie« des belgischen Bildhauers Henri Boncquet aus dem Jahr 1903 (oben) und rechts: »Eine Mutter« von Franz Dorrenbach (1907)
Sieben Fußfälle zum Dank für die Geburt des Jan Wellem
Symbolischer Weg zum Ort der Kreuzigung: Die sieben Fußfälle.
Dieser »magische Ort« verdankt seine Existenz an dieser Stelle seiner genauen Entfernung vom kurfürstlichen Schloss zu Düsseldorf. Pfalzgraf Philipp Wilhelm hatte 1658 verfügt, die »Kreuzkapelle« an eben jener Stelle in Hamm aus Dankbarkeit für die Geburt seines Erbprinzen zu errichten, die genau der Entfernung zwischen dem Palast des Pilatus und dem Berge Golgatha entsprach. Mehrmals im Jahr pilgerte der dankbre Vater mit seiner Gattin diesen Weg, der über sieben Kreuzwegstationen zur  heutigen "Jan-Wellem-Kapelle führte. Die zugehörigen Wegekreuze waren schon im 19. Jahrhundert verschwunden.
Exponierte Bäume
Unten: Der so genannte »Todesbaum« am »Blutstein«, am Wehrhahn in Pempelfort. Die mächtige Platane, die wohl um 1716 gepflanzt wurde,  beschattete den »Blutstein«, an dem einst die Delinquenten auf ihrem Weg zum Galgen ein letztes Gebet sprechen durften, Bevor sie zur Hinrichtungsstätte am heutigen Spichernplatz geführt wurden.
Oben: Die »Spee-Buche« ist eine fast 20 Meter hohe Blutbuche, die im 18. Jahrhundert gepflanzt worden sein soll. Sie steht heute in der Gartenanlage neben dem »Spee-Haus« in Kaiserswerth. Das wirkliche Alter ist unklar. Kaiserswerther Heimatforscher diskutieren, ob der Baum schon während des Beschusses 1702 beschädigt wurde und deshalb den Mehrfach-Stamm ausbildete.
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